Liebe Annika,
das Virus hat sich erschreckt und ist darum geflüchtet, als es in meine Nähe kam. Das lag vermutlich an meinem schlunzigen Outfit. Den ganzen Tag im Schlabbanzug, da graust es das grausigste Virus. Oder war es der Virus? Und hat er sich verhalten wie der Paketbote? Der hat nämlich auch vergruselt aus dem Paketbotendress geguckt, als ich ihm die Tür aufgemacht habe. Mit oller Frisur und ohne Büstenhalter, dafür allerdings deutlich zu tief dekolletiert.Heißt das so? Ist mir jetzt auch wurscht. Ob das so heißt. Das Paket war nicht mal für mich.
Was ist sonst noch los in meinem Leben?
Nun, ich habe mal wieder Rücken und Kopp. Und viel zu enge Kniestrümpfe. Was das miteinander zu tun hat? Nichts. Aber das Kopfweh, das hat vermutlich mit dem Rücken zu tun, ich vermute eine widerliche Verspannung von der Ferse bis zum Haaransatz. Als meine Körpertante, sprich die Physiotherapeutin, letzte Woche versuchte, das ISG (Ileosakralgelenk, falls Du es genauer wissen möchtest, ganz unten am Rücken, also quasi fast am Arsch und so fühlt es sich auch an) zu mobilisieren, da habe ich einmal kurz gebrüllt wie ein Löwe und sie hat sich mörderisch erschreckt, so dass sie sogar kurz hüpfen musste. Wir haben uns dann beieinander entschuldigt. Sie sich bei mir für verursachte Schmerzen, ich mich bei ihr für verursachten Schrecken.
Leider ist nichts besser und ich weiß, ich müsste Spocht machen. Meine Rückengymnastik. Ich weiß ja, wie es geht. Aber meine leicht depressive Grundstimmung verursacht mir eine Bewegungshemmung. Außerdem muss ich schon jeden Tag im Wald rumeiern. Wo ich jeden Baum kenne. Und jeden Busch. Jedes Moospolster, jeden Fingerhut, jeden Furz und jeden Firlefanz.
Morgen früh muss ich nicht in den Wald, da geht der Mann. Da könnte ich natürlich zum Ausgleich auf die Spochtmatte springen und das Becken kreisen und den Schinkengang machen. Nur knallt mir justamente die Bewegungshemmung dazwischen. Einfach mal liegen bleiben.
Möchtest Du wissen, was diese Grundstimmung verursacht?
Eigentlich handelt es sich um das andere Ende Deines Samstagabend-Realerlebnisses.
Ich hocke genau auf der gegenüberliegenden Seite. Ich stehe nämlich morgens in der Frühe in der Küche, die aussieht als wäre darin ein Küchenchef samt Mannschaft im Drogenrausch eskaliert.
Ich habe am Abend vorher gekocht, mit Pfiff und Anspruch. Und just als ich fertig war, bekam ich vom Mann erklärt, dass er noch gar keinen Hunger habe und nicht gedenke, jetzt etwas zu essen. Anschließend bekamen sich die eigentlich schon erwachsenen Kinderchen wegen irgendeinem Pillepalle in die Haare und das Frollein rauschte empört von dannen und ich saß mit dem Misjöh Zweitgeburt am Tisch allein, meine Laune war extrem grottig, ich starrte nur noch auf meine Teller, aß mein Portiönchen und verschwand dann auf hoher Aggressionsflamme köchelnd in mein Zimmer. In mein Stockwerk.
Und am nächsten Morgen war die Küche unverändert. Ich stand nicht mal vor einem Regal, in dem Waren lagen, die ich hätte kaufen können, ich stand vor einer dreckigen Pfanne, kalten Essensresten und vergammelten Überresten von freudiger Erwartung, fröhlichem Kochen und glücklichem Familienleben.
Weißte Bescheid. Ich vermute, das Gefühl ist dem Deinen recht ähnlich.
Jetzt lass mich doch noch überlegen, suchen nach etwas Schönem, mich Beglückendem.
Ich habe eine Tüte mit Lutschern gekauft, bunte Lutscher, wie früher. Wenn ich mir davon am Abend ein bis drei reinziehe, dann geht`s. Dann komme ich durch.
(Welches Schätzchen nehm ich nur?)
Übrigens muss ich dauernd über die Storchenklause nachdenken. Ich finde es sehr gewagt, ein Hochzeitsessen in der Storchenklause durchzuziehen. Aber ich habe ja auch drei Kinder. Wer weiß, wieviele es geworden wären, hätte es neben dem Rathaus eine Storchenklause gegeben. Ich wage nicht, es mir auzumalen. Elender Storch, elender.
Ich nehme den mit dem gelben Rand. Und den mit dem rosa-grünen. Und das wird ganz sicher das heutige erotische Highlight. Damit dürfte alles gesagt sein für heute.
In diesem Sinne ewig die Deine.
Lavendel
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