Samstag, 17. Oktober 2020

Morticia - why not?

 Liebes Lavendelchen,

ich schwöre dir, es wird besser. Und zwar in zwei Jahren (ab der endgültigen Trennung - sollte es wirklich darauf hinauslaufen). 

In zwei Jahren wird er morgens nicht mehr der erste und abends nicht mehr der letzte Gedanke sein. Du wirst immer öfter denken, dass es ganz gut ist, wie es so gekommen ist. Womöglich findest du es sogar erstaunlich, dass es überhaupt so lange gehalten hat. Und vielleicht denkst du, dass du dir das nie verzeihen wirst: so lange ausgeharrt zu haben. 

Solltest du Letzeres mal in meiner Gegenwart fallen lassen, werde ich schimpfen, da es weder etwas zu beklagen noch zu verzeihen gibt. Weil jeder Mensch in jeder Situation immer genau von dem das Beste macht, was er für das Beste hält. 

Du kannst noch für den Rest deines Lebens eine nihilistische Morticia Addams werden (die ich übrigens grandios als Role Model finde und Angelica Huston sah spektakulär aus), aber in den ersten 30 Jahren deiner Beziehung warst du eben genau die Mutter, Ehefrau, Hundesitterin und Gärtnerin, die es gebraucht hat und die du im besten Fall ja sogar sein wolltest. Daran ist rein gar nichts falsch. Und vielleicht bleibst du das auch noch für die nächsten 30 Jahre. 

Die Messen sind noch lange nicht gelesen, weil:

  1. Die Brotspinne hat sich einen Sugar-Daddy mit drei Kindern und einer quicklebendigen Ehefrau gesucht. Da wünsche ich viel Spaß und ihren Redebedarf kann ich mir lebhaft vorstellen. 
  2. Hätte er sich eine Frau in seinem Alter gesucht, wäre ich viel beunruhigter; da läge die Gefahr von Liebe in der Luft. In seinem Fall gehe ich von Pfirsichhaut-Anbetung aus. 

Ich finde gut, dass du den Garten umgräbst, neue Schlüpfer kaufst, die Nägel lackierst und die Haare nicht rot färbst (Haselnuss ist ein schöner warmer Ton). Du kannst aber auch einfach ein paar Wochen einfach liegen bleiben und nichts tun, außer heulen. Alles ist erlaubt in diesen Tagen; du gehst vor.

Übrigens: dass der Ruchlose dir erst nach der Kur Geständnisse macht, finde ich fast das Schlimmste. Wie gut hättest du jetzt eine sechswöchige Auszeit gebrauchen können!

Froh bin ich, dass das saufen auch für dich nix ist. Schwester im Geiste: auch ich war nur einmal besoffen, mit 16, auf der Klassenfahrt nach Amberg. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte saufen; will sagen: mein Kreislauf würde das vertragen. Aber dann hätte der Suff mich schon dahingerafft, das weiß ich. Sämtliche Eierlikörvorräte in Deutschland hätte ich verputzt. Aber das ist ein anderes Thema.

Und nun: welche ist wohl attraktiver? Hm?

 Psychology of Inspirational Women: Morticia Addams | The Mary Sue RUNNER'S WORLD

Halte durch. Atme einfach weiter. 

Deine Annika

4 Kommentare:

  1. Die Borgelfe hat Recht, Atme einfach weiter...

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    1. Das tue ich. Täglich. Manchmal zittrig und flach, manchmal tief und wild. Aber stetig.

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  2. Ach, ich bin erschüttert. Als ob man in diesem Jahr nicht sowieso zu hadern hätte - mit der Weltlage und der eigenen, hat der untreue Lavendelgatte nix besseres zu tun als das Weite zu suchen (okay, das ist etwas übertrieben, denn er weilt ja noch im Haus...da weiß ich gar nicht, was ich schlimmer finde.....)
    Der Schmerz wird dich einige Zeit begleiten. Genau wie vielleicht die Frage: warum? Warum eine andere, warum eine Jüngere, warum jetzt? Und wahrscheinlich wird er dir das nicht beantworten können und ganz ehrlich: jede Antwort wäre eh die falsche, jedenfalls keine, die tröstlich bei dir ankommen würde. War es das neue, das völlig andere, was ihn nach so langer Zeit reizte, statt das kuschelige Wohlfühlambiente, das die Angetraute jahrzehntelang verbreitete? Ja, vielleicht. Am Schlimmsten findet man es als 'Verlassener' Mensch, wenn man mitbekommt, das der Ex mit dem neuen Partner genau das macht, was er zu Hause immer gehasst hat. In meinem Fall war es schlicht, dass er endlich mal das Haus verließ um seine damalige Freundin einige Kilometer entfernt übers WE zu besuchen. Mit mir wäre ein Wochenende woanders schon nicht drin gewesen. Plötzlich legte er einen Aktionismus an den Tag, der mich staunen und wütend machte. Und ich hörte von einigen Frauen, dass ihre Exe aufeinmal solche Dinge machten, die früher verpönt waren. Vielleicht ist es auch gerade das: was augenscheinlich so vertraut und gemütlich wirkt, löst bei manchem im MitlifecrisisAlter Panik aus und plötzlich lockt das, was vorher schrecklich erschienen ist. Da kann man natürlich nicht mithalten. Muss man auch nicht.
    Wie gesagt, es schmerzt eine ganze weite Weile lang, aber es hört auch auf. Ganz bestimmt. Wenn sich der letzte Herzzipfel gelöst hat und du sagen kannst: ich brauch dich nicht, und dich will ich auch nicht (mehr). Ich habe auch dazugelernt - über mich. Vielleicht ist dann sogar noch ein kleines Danke an den Ex drin, der einen von der Komfortzone wieder zurück ins Leben geschupsst hat. Aber das war eigentlich jetzt eher als Scherz gemeint...wer dankt schon seinem Ex?

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  3. Ich weiß nicht, was er macht. Er ist sehr... diskret. Es ist mir auch egal. Ich will es gar nicht wissen. Ich bin beschäftigt. Mit atmen. Kann man die Midlifecrisis eines anderen wegatmen? Ich versuche es, bei Erfolg werde ich es berichten.

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